tDCS bei Sucht/ Suchterkrankungen

Erfahren Sie mehr über den Einsatz von tDCS bei der Behandlung von Sucht und Abhängigkeitserkrankungen, über die Funktionsweise und die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die dahinter stehen.

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Was ist tDCS?

Die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) ist eine nicht-invasive, gut verträgliche Neurostimulationsbehandlung. In der Praxis wird bei der tDCS eine Anoden- und eine Kathodenelektrode am Kopf angebracht, die einen schwachen elektrischen Strom erzeugen, der an das Gehirn geleitet wird. Mehrere Studien haben positive Auswirkungen auf eine Reihe von Erkrankungen gezeigt. tDCS-Geräte sind einfach zu bedienen, und die Behandlung ist schmerzfrei und sicher. Wenn sie mit anderen Therapien kombiniert wird, kann tDCS deren positive Wirkung verstärken. Je nach Spannung, Dauer, Polarität und Lage der Elektroden hat der angelegte Strom eine hemmende oder stimulierende Wirkung. tDCS verändert das Ruhemembranpotenzial, wodurch die Informationsübertragung entweder gefördert oder gehemmt wird. Dadurch kann der Therapeut die neuronale Erregbarkeit und das Aktivitätsniveau modulieren.

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tDCS bei Suchtproblemen

Die Behandlung von Suchterkrankungen stellt eine große Herausforderung dar, denn Suchtkranke haben häufig mit einer gestörten kognitiven Kontrolle von Verlangen und Substanzkonsum zu kämpfen. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass diese Schwierigkeiten bei der kognitiven Kontrolle mit einer veränderten Aktivität in einer Gehirnregion namens Dorso-Lateraler Präfrontaler Cortex (DLPFC) zusammenhängen. Die Stimulierung des DLPFC durch eine Technik, die als transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) bekannt ist, hat sich als vielversprechend erwiesen, um Risikoverhalten zu lindern und suchtbedingte Probleme anzugehen. Folglich könnte tDCS die Möglichkeit bieten, das Verlangen nach Suchtmitteln zu verringern. Diese Ergebnisse sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da weitere Forschungsarbeiten erforderlich sind, um das volle Ausmaß der Wirksamkeit von tDCS in der Suchtbehandlung und ihre möglichen Auswirkungen auf das Verlangen und die kognitive Kontrolle zu ermitteln. 
 
In den Studien, in denen tDCS zur Behandlung von Sucht untersucht wurde, wurden durchschnittlich 5 bis 10 Sitzungen mit einer Dauer von 20 bis 30 Minuten pro Sitzung durchgeführt.

Ist tDCS bei Sucht wissenschaftlich erwiesen?

Für die tDCS zur Behandlung von Suchterkrankungen gilt eine Evidenz der Stufe B, die als "wahrscheinlich wirksam" eingestuft wird. Diese Stufe umfasst Belege aus gut durchgeführten klinischen Studien ohne Randomisierung, Fall-Kontroll-Studien oder Kohortenstudien. Die Beweise der Stufe B sind zwar nicht so aussagekräftig wie die der Stufe A, bieten aber dennoch eine moderate Unterstützung für die Wirksamkeit der Therapie. 
 
In dieser Studie von Coles et al. (2018) untersuchten Forscher 60 Studien, die zwischen 2000 und 2017 durchgeführt wurden und die Auswirkungen von rTMS, tDCS oder DBS auf das Verlangen und den Konsum verschiedener Substanzen wie Tabak, Alkohol, Cannabis, Opioide und Stimulanzien untersuchten. 
 
 
Die Ergebnisse zeigten, dass sowohl rTMS als auch tDCS mit einem geringeren Verlangen nach Drogen und einem geringeren Konsum verbunden waren. Frühe Studien zur DBS zeigten ebenfalls vielversprechende Ergebnisse. Die ermutigendsten Ergebnisse wurden bei der Stimulierung einer bestimmten Hirnregion, des dorsolateralen präfrontalen Cortex (DLPFC), beobachtet. 
 
Es sind jedoch noch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um das Potenzial dieser nicht-invasiven Hirnstimulationstechniken für die SUD-Behandlung vollständig zu verstehen. Während die Kurzzeitbehandlung mit rTMS und tDCS positive Effekte zeigte, sollten weitere Studien untersuchen, wie diese therapeutischen Vorteile durch Anpassung der Stimulationsfrequenz und der Behandlungsdauer verlängert werden können. 
 
Insgesamt erfordert der Einsatz von rTMS, tDCS und DBS zur Behandlung von Drogenabhängigkeit weitere Untersuchungen in strengen randomisierten und kontrollierten Studien, um ihre Wirksamkeit und ihr Potenzial als Präventionsstrategien zu ermitteln.
 

In einer weiteren Studie von Batista et al. (2015),

untersuchten die Forscher die Auswirkungen einer nicht-invasiven Hirnstimulationstechnik namens transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) auf die Crack-Kokain-Abhängigkeit. An der Studie nahmen 17 männliche Crack-Konsumenten teil, die eine aktive tDCS-Behandlung erhielten, und 19 Männer, die mit einem Placebo (Scheinbehandlung) behandelt wurden. 
 
Die Ergebnisse zeigten, dass in der Gruppe, die aktive tDCS erhielt, das Verlangen nach Crack-Kokain deutlich geringer war als in der Placebo-Gruppe. Die Angstwerte nahmen in der aktiven tDCS-Gruppe ab, während sie in der Placebogruppe zunahmen. Darüber hinaus verbesserte sich die Wahrnehmung der allgemeinen Lebensqualität und Gesundheit in der aktiven tDCS-Gruppe, während sie in der Placebogruppe abnahm. 
 
Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die wiederholte bilaterale tDCS über ein bestimmtes Hirnareal, den dorsolateralen präfrontalen Kortex, das Verlangen nach Crack-Kokain verringerte, die Angst verringerte und die Lebensqualität verbesserte. Sie glauben, dass tDCS die präfrontalen Hirnfunktionen im Zusammenhang mit der Regulierung des Suchtverhaltens verbessern kann. 
 
Insgesamt deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass tDCS ein vielversprechendes Mittel zur Behandlung von Drogenabhängigkeit ist und Personen, die mit Crack-Kokain-Abhängigkeit zu kämpfen haben, dabei helfen könnte, ihr Verlangen zu kontrollieren und ihr allgemeines Wohlbefinden zu verbessern. Es sind jedoch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um die Auswirkungen von tDCS auf die Suchtbehandlung zu bestätigen und besser zu verstehen. 

 

 
Wissenschaftliche Artikel über tDCS bei Suchterkrankungen

Coles AS et al., A review of brain stimulation methods to treat substance use disorders. Am J Addict 2018 

Batista E et al., A Randomized Placebo-Controlled Trial of Targeted Prefrontal Cortex Modulation with Bilateral tDCS in Patients with Crack-Cocaine Dependence. Int J Neuropsychopharmacol 2015 

Lefaucheur JP et al., Evidence-based guidelines on the therapeutic use of transcranial direct current stimulation (tDCS). Clin Neurophysiol 2017 

Klauss J et al., Lack of effects of extended sessions of transcranial direct current stimulation (tDCS) over dorsolateral prefrontalcortex on craving and relapses in crack-cocaine users. Front Pharmacol 2018 

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