tDCS und Neurofeedback: Praxiserfahrung und Forschungserkenntnisse im Fokus - Erfolgreiche Tagung mit renommierten Vortragenden und insgesamt knapp 50 Gästen
Wir blicken auf ein weiteres sehr erfolgreiches Anwendertreffen Neuromodulation zurück. Am vergangenen Wochenende kamen wieder über 50 Therapierende nach Ilmenau, um sich über die neuesten Entwicklungen in der Neuromodulation auszutauschen.
Wir danken Dr. Edith Schneider aus Stuttgart, Dr. Lilian Konicar von der Universität Wien, Dr. Pascal-Maurice Aggensteiner vom ZI Mannheim und Farid Hässelbarth vom Tagwerk Stuttgart für die inspirierenden und fachlich hoch interessanten Vorträge. Hier fassen wir die Highlights für Sie zusammen:
Dr. Edith Schneider teilte mit uns ihre Erfahrungen in der zielgruppengerechten Kommunikation zum Neurofeedback. Sie ist seit fast 20 Jahren als Therapeutin für SCP- und Frequenzband-Neurofeedback tätig. Geführt durch ihre Erfahrung hat sie jetzt einen Kommunikationsleitfaden entwickelt, mit dem sie Kindern und Jugendlichen, Erwachsenen und Überweisenden die Methode anschaulich erklärt. Denn verständliches Wissen über die Therapie und deren Ziel und Zweck helfen dabei, die Motivation für eine doch recht zeitintensive Therapie aufrecht zu erhalten. Dabei geht sie durchaus ins Detail und erklärt auch die neurophysiologischen Hintergründe ausführlich, aber sehr verständlich. Ihre Erkenntnisse und den Leitfaden hat sie den Teilnehmenden zur Verfügung gestellt und ist gerade mit der neurocare im Gespräch, das Material zielgruppengerecht als Handreichung aufzuarbeiten.
Farid Hässelbarth ist Therapeut in der Tagesklinik für Suchtrehabilitation „Tagwerk“ Stuttgart. Seine Rehabilitanden betreut er nach Entzug und Klinikaufenthalt. Seit einigen Jahren nutzt er schon erfolgreich das SCP-Neurofeedback, um die Selbstregulation seiner Rehabilitanden zu stärken. Ergänzend nutzt er inzwischen regelmäßig die tDCS, insbesondere in den ersten Wochen des Neurofeedbacktrainings. Bei der Stimulation des dorsolateralen präfrontalen Kortex berichten einige Betroffene schnell von einem Entspannungsgefühl und einem nachlassenden Suchtdruck. Dies erleichtert offenbar die Überbrückung der Zeit, bis das Neurofeedback Wirkung auf die Selbstregulation zeigt. Die Beobachtungen beruhen auf den Therapieerfahrungen im Tagwerk Stuttgart.
Dr. Lilian Konicar stellte eine laufende Studie aus dem ABC BRAIN LAB der Medizinischen Universität Wien vor, das sie leitet. Untersucht wird, ob eine anodale Stimulation des ventromedialen präfrontalen Kortex (vmPFC) die Emotionsregulation bei Jugendlichen mit Depressionen, Angst- oder Verhaltensstörungen verbessert. Der vmPFC ist wichtig für Emotionsregulation, soziale Kognition und Entscheidungsfindung. Veränderungen in diesem Areal sind mit Defiziten bei Empathie, Emotionserkennung, Moral und Verhaltenskontrolle verbunden und können bei verschiedenen psychischen Störungen beobachtet werden. In der laufenden 3-fach verblindeten "eBrain"-Studie erhalten 108 Jugendliche an zehn Tagen eine echte oder eine Plazebostimulation. Ausgewertet werden u. a. Emotionsregulation, klinische Symptome, Lebensqualität sowie kognitive und emotionale Funktionen. Ergebnisse werden 2026 erwartet. Wir sind gespannt.
Außerdem teilte sie die Erkenntnisse aus dem Umbrella Review zur Neurotherapie bei Kindern und Jugendlichen. Für den Bereich tDCS ist die Anzahl an Studien noch überschaubar. Die verfügbaren Publikationen für tDCS bei Depression, Angst- und Zwangsstörungen, Schizophrenie und Craving (Substanzmissbrauch) zeigen hoffnungsvolle Ergebnisse. Für AHDS, Epilepsie und andere psychische Störungen ist die Studienlage sehr gemischt. Umso wichtiger sind Studien wie jene der Universität Wien. Sie werden dazu beitragen, die Mechanismen der tDCS bei Kindern und Jugendlichen besser zu verstehen und ihren Einsatz bei jungen Patienten fördern. Wichtig zu wissen: 18.000 Sessions belegen eine gute Verträglichkeit ohne schwerwiegende Nebenwirkungen (siehe Umbrella-Review).
Dr. Pascal-Maurice Aggensteiner vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit (ZI) Mannheim stellte die Ergebnisse einer Studie aus dem AGGRESSOTYPE-Projekt vor. Untersucht wurde, ob Kinder mit klinisch relevantem oppositionellem und aggressivem Verhalten durch das Biofeedback der Hautleitfähigkeit (SCL-BF) lernen können, ihre Erregbarkeit besser zu kontrollieren und damit das Verhalten zu verbessern. Die Hautleitfähigkeit ist ein Maß für die Aktivität des autonomen Nervensystems und somit ein Indikator für physiologische Erregung und Stress. Das Biofeedback – durchgeführt mit Bio-/Neurofeedbackgeräten von neurocare – wurde mit einer aktiven Verhaltenstherapie (TAU) verglichen. In beiden Gruppen konnten die Kindern nach 20 Sitzungen ihre Erregung deutlich besser steuern. Das SCL-BF erwies sich dabei als ebenso wirksam wie die TAU. Besonders vielversprechend: Kinder, die gelernt hatten, ihre Hautleitfähigkeit gezielt zu regulieren, zeigten die größten klinischen Fortschritte.
Auch aus dem Haus neurocare gab es Neuerungen zu berichten: Das innovative Bluetooth-Neurofeedbacksystem neurocare SAM ist jetzt auf dem Markt. Wir werden dazu einen gesonderten Newsletter verfassen. Einen ersten Eindruck bekommen Sie auf dieser Webseite: neurocare SAM
Außerdem laden wir Kunden des THERA PRAX® MOBILE dazu ein, unsere neuen Feedback-Objekte und Szenerien anzufragen. Wir werden nach und nach die Galerie der lizenzfreien Objekte für das SCP-Neurofeedback erweitern. Gern schicken wir Ihnen den Link zur Datenbank.
Das nächste Anwendertreffen Neuromodulation findet am 6. bis 7. Juni 2026 wieder in Ilmenau statt. Merken Sie sich das Datum auf jeden Fall schon in Ihrem Kalender vor. Wir werden Ihnen bald die ersten Details präsentieren, denn wir sind schon mit den ersten Vortragenden im Gespräch.
In der Zwischenzeit bietet die neurocare academy das ganze Jahr über professionelle und intensive Schulungen zu tDCS und Neurofeedback an. Hier können Sie unser Schulungsangebot einsehen.
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Bilder: © neurocare group AG