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Kann TMS und tDCS Long COVID behandeln? Neue Erkenntnisse

Januar 22, 2025 - neurocare group

Forscher haben die Auswirkungen von sicheren Hirnstimulationsmethoden wie der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) und der transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS) bei Patienten mit langanhaltenden COVID-Symptomen, auch bekannt als „Long COVID“, untersucht. Durch die Anregung der Nervenbahnen im Gehirn haben diese Methoden das Potenzial, die Kognition und die Ermüdungserscheinungen bei Patienten mit Long COVID zu verbessern.
 

Für die meisten Menschen ist COVID 19 eine unangenehme, kurzzeitige Atemwegsinfektion, ähnlich wie Grippe. Wir werden krank und erholen uns ohne bleibende Folgen. Aber bei einer wachsenden Zahl von Menschen gehen verschiedene Symptome nie wieder wirklich weg.

Mit einem breiten Spektrum an Symptomen erweist sich Long COVID in der Medizin als schwierig zu behandeln [1]. Einige der häufigsten schwächenden Symptome von Long COVID sind komplex und behandlungsresistent, darunter Erschöpfung, Depression und „Brain Fog“. Aufgrund der Ähnlichkeiten zu älteren und bekannteren Erkrankungen gehen Ärzte bei der Behandlung von Long COVID vor wie bei chronischer Fatigue [2]. Daher empfehlen die internationalen Gesundheitsbehörden Bewegung, Atemtechniken und Gehirntrainingstechniken (siehe Empfehlungen). Diese sind kurzfristig nützlich und können den Betroffenen im täglichen Leben helfen. Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass diese Techniken die Symptome auf lange Sicht möglicherweise nicht angemessen behandeln [3]

Das Symptomprofil von Long COVID hat Forscher auf der ganzen Welt dazu inspiriert, das Potenzial nicht-invasiver Hirnstimulationsmethoden zu untersuchen. Methoden wie TMS und tDCS erleichtern die neuronale Aktivierung im Gehirn und sind bereits etablierte Behandlungsmethoden für ähnliche kognitive Störungen.

Was ist nicht-invasive Hirnstimulation?

Bei nicht-invasiven Hirnstimulationstechniken wird ein schwacher Strom von außen an die Kopfhaut angelegt, um die Gehirnaktivität zu verändern. Zwei Methoden der nicht-invasiven Hirnstimulation, TMS und tDCS, werden derzeit zur Behandlung von  Long COVID-Symptomen untersucht.

Bei der TMS wird ein sanfter Magnetimpuls verwendet, um das Feuern von Neuronen in bestimmten Hirnregionen zu verstärken und so die kognitiven Funktionen zu fördern. Dabei platziert der Arzt eine spezielle Magnetstimulationsspule über der genauen Region auf der Kopfhaut des Patienten. Die Magnetspule gibt kurze Impulse ab und stimuliert damit den Kortex in diesem Bereich. Mehr über TMS erfahren Sie hier >

tDCS verwendet einen schwachen elektrischen Strom, um das Feuern von Neuronen in bestimmten Bereichen des Gehirns entweder zu aktivieren oder zu hemmen. Der Gleichstrom wird über Elektroden abgegeben, die zu einer Seite der gewünschten Hirnregion angebracht werden. Erfahren Sie hier mehr über die tDCS-Therapie >

Sowohl TMS als auch tDCS können bei Störungen wie Depressionen oder chronischen Schmerzen eingesetzt werden. Die Behandlungen können auf spezifische Symptome zugeschnitten werden und bieten daher auch Potential für die vielfältigen Symptome von Long COVID.

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Was wissen wir über Long COVID?

Mindestens 10 % der Menschen, die sich mit SARS-Cov-2 infiziert haben, entwickeln Long COVID [4]. Es wird mit über 200 Symptomen in Verbindung gebracht, wobei Depressionen, Angstzustände, Erschöpfung, Kurzatmigkeit und kognitive Störungen am häufigsten auftreten [5]. Bisher gibt es keine Möglichkeit vorherzusagen, welche Symptome bei einer Person mit Long COVID auftreten werden.

Ursprünglich ging man davon aus, dass die neurologischen Symptome von Long COVID auf eine irreversible Schädigung der Nervenzellen zurückzuführen sind, da die Symptome dem Muster der Neurodegeneration entsprechen. Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass die Symptome von Resten des SARS-CoV-2-Virus herrühren, den so genannten „Sequelae“, die noch lange nach der Erstinfektion im Körper zu verbleiben scheinen [6]. Es wird diskutiert, dass das Immunsystem diese Virusreste nicht wirksam bekämpfen kann, so dass das Virus jahrelang präsent bleiben kann [7]

Behandlungen für Long COVID

Möglicherweise kann eine konsequente Behandlung mit bestimmten antiviralen Medikamenten die Reste des SARS-Cov-2-Virus bei Long COVID-Patienten angreifen [8]. Das bedeutet, dass die neurologischen Symptome der Erkrankung reversibel sein könnten, wenn die Medikamente über mehrere Monate eingenommen werden [9]

Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts ist jedoch keine wirksame Behandlung für Long COVID verfügbar bzw. gibt es keine Empfehlung seitens der Gesundheitsbehörden für eine wirksame Therapie [10]. Daher können Ärzte die Symptome von Long COVID aktuell nur individuell behandeln - eine Herausforderung [11]. Um den Genesungsprozess zu beschleunigen, könnten Methoden helfen, die die Ursachen der neurologischen Symptome angehen. Hirnstimulationstechniken wie TMS oder tDCS scheinen für diesen Zweck vielversprechend zu sein, da sie die kognitiven Funktionen verbessern, indem sie auf bestehende Nervenbahnen abzielen. 

A clinician places a TMS coil on a patients head. TMS therapy is being explored in the treatment of long-covid

TMS und Long COVID: Was die Forschung sagt

In neueren Untersuchungen zeigen Menschen mit Long COVID, die mit TMS-Protokollen behandelt wurden, durchweg Verbesserungen der kognitiven Funktionen sowie eine Verringerung von Erschöpfung, Angst, Schlaflosigkeit und Depression [12]. Diese Verbesserungen halten teilweise über 12 Monate an [13]. Aufgrund der verbesserten kognitiven Funktionen wurde in einer Studie bei den Teilnehmern ein durchschnittlicher Anstieg des IQ um 10 Punkte im Vergleich zur Kontrollgruppe festgestellt [14]. Die verbesserten kognitiven Fähigkeiten in diesen Studien wurden mit funktionellen Veränderungen im Gehirn in Verbindung gebracht, die direkt mit Hilfe des EEG beobachtet wurden [15], sowie mit einer verringerten Neuroinflammation [16]

Die TMS befindet sich zwar noch in der Forschungsphase, könnte sich aber als wirksame Behandlung für Long COVID erweisen. Die Forschung muss zunächst das wirksamste Protokoll ermitteln, bevor Empfehlungen für Kliniken ausgesprochen werden können. Mit der Zeit könnte diese Therapie mit dem Fortschreiten der Forschung in größerem Umfang verfügbar sein.

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tDCS brain stimulation is being used to explore the effects of treating long-covid

tDCS und Long-COVID: Was die Forschung sagt

Die neuen Erkenntnisse für tDCS als Behandlung für Long COVID sind ebenfalls überzeugend. In Studien, in denen tDCS eingesetzt wurde, konnten Verbesserungen in den Bereichen Erschöpfung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Depression, verbale Fähigkeiten und exekutive Funktionen festgestellt werden [17]. In mehreren Fällen konnten die Betroffenen nach einer tDCS-Behandlung wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren [18]. Ermüdung scheint sich durch die tDCS-Behandlung am konsequentesten zu verbessern [19]. Die tDCS-Behandlung ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt möglicherweise nicht so eindeutig wie die TMS, da in mindestens einer Studie keine signifikante Wirkung der tDCS im Vergleich zu einer Kontrollgruppe festgestellt wurde [20]. Dennoch könnte sich tDCS als nützlich erweisen, wenn weitere Forschungsergebnisse vorliegen.  

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Referenzen

[1] Lisa Sanders, "What Is Long COVID? Understanding the Pandemic’s Mysterious Fallout"

[2] Rónan Astin et al., “Long COVID: Mechanisms, Risk Factors and Recovery; Joseph E. Herrera et al.,  “Multidisciplinary Collaborative Consensus Guidance Statement on the Assessment and Treatment of Fatigue in Postacute Sequelae of SARS-CoV-2 Infection (PASC) Patients”

[3] Viet-Thi Tran et al., “Course of Post COVID-19 Disease Symptoms over Time in the ComPaRe Long COVID Prospective e-Cohort” 

[4] Maxime Taquet et al., “Incidence, Co-Occurrence, and Evolution of Long-COVID Features: A 6-Month Retrospective Cohort Study of 273,618 Survivors of COVID-19”

[5] Astin et al., “Long COVID: Mechanisms, Risk Factors and Recovery”

[6] Amy D. Proal et al., “SARS-CoV-2 Reservoir in Post-Acute Sequelae of COVID-19 (PASC)”

[7] Amy D. Proal et al., “SARS-CoV-2 Reservoir in Post-Acute Sequelae of COVID-19 (PASC)”

[8] Amy D. Proal et al., “SARS-CoV-2 Reservoir in Post-Acute Sequelae of COVID-19 (PASC)”; Lisa Sanders, "What Is Long COVID? Understanding the Pandemic’s Mysterious Fallout"Yu Jung Choi et al., “Effectiveness of Antiviral Therapy on Long COVID: A Systematic Review and Meta-Analysis” 

[9] Linda N. Geng et al., “The Use of Nirmatrelvir-Ritonavir in a Case of Breakthrough Long COVID”Emily R German, Meera K Jairath, and John Caston, “Treatment of Long-Haul COVID Patients With Off-Label Acyclovir”

[10] World Health Organisation, “Post COVID-19 Condition (Long COVID)”National Institute for Health and Care Excellence, “COVID-19 Rapid Guideline: Managing the Long-Term Effects of COVID-19"  

[11] Lisa Sanders, "What Is Long COVID? Understanding the Pandemic’s Mysterious Fallout"

[12] Yoshihiro Noda et al., “Real World Research on Transcranial Magnetic Stimulation Treatment Strategies for Neuropsychiatric Symptoms with Long-COVID in Japan”Nobuyuki Sasaki et al., “Effect of Repetitive Transcranial Magnetic Stimulation on Long Coronavirus Disease 2019 with Fatigue and Cognitive Dysfunction”Mohammad Nazmus Sakib et al., “RTMS for Post-Covid-19 Condition: A Sham-Controlled Case Series Involving ITBS-300 and ITBS-600”Ayane Kamamuta et al., “Fatigue Potentially Reduces the Effect of Transcranial Magnetic Stimulation on Depression Following COVID-19 and Its Vaccination”

[13] Natalie J. Maffitt et al., “Recovery of Neurophysiological Measures in Post-COVID Fatigue: A 12-Month Longitudinal Follow-up Study”

[14] Sasaki et al., “Effect of Repetitive Transcranial Magnetic Stimulation on Long Coronavirus Disease 2019 with Fatigue and Cognitive Dysfunction.”

[15] Lt Col Joe X. Zhang and Col Jianzhong J. Zhang, “Case Report of Improvement in Long-COVID Symptoms in an Air Force Medic Treated With Transcranial Magnetic Stimulation Using Electro-Magnetic Brain Pulse Technique”

[16] Shun Igarashi et al., “Neuroinflammatory Alterations in Treatment‐Resistant Depression Secondary to Long COVID by Repetitive Transcranial Magnetic Stimulation (RTMS): A Case Report” 

[17] Stefanie Linnhoff et al., “The Therapeutic Potential of Non-Invasive Brain Stimulation for the Treatment of Long-COVID-Related Cognitive Fatigue”; Tehila Eilam-Stock et al., “Telehealth Transcranial Direct Current Stimulation for Recovery from Post-Acute Sequelae of SARS-CoV-2 (PASC)”Andre R. Brunoni et al., “Efficacy of Transcranial Direct Current Stimulation and Cognitive Training for the Neurocognitive Symptoms of Long Covid-19” 

[18] Eilam-Stock et al., “Telehealth Transcranial Direct Current Stimulation for Recovery from Post-Acute Sequelae of SARS-CoV-2 (PASC)”

[19] Stefanie Linnhoff et al., “The Therapeutic Potential of Non-Invasive Brain Stimulation for the Treatment of Long-COVID-Related Cognitive Fatigue” 

[20] Monika Klírová et al., “Transcranial Direct Current Stimulation (TDCS) in the Treatment of Neuropsychiatric Symptoms of Long COVID” 

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